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Urtica dioica L. – Grosse Brennnessel

Urtica urens L. – Kleine Brennnessel

Die Brennnessel ist eines der bekanntesten Wildkräuter überhaupt und das zu Recht: Nicht nur als Speisepflanze, sondern auch zu Heilzwecken und sogar als Grundlage für Kleidungs- und andere Stoffe lässt sie sich verwenden.

Beschreibung: bis zu 1,50 m hohe Pflanze; einjährig und einhäusig (kleine Brennnessel) bzw. zweijährig und zweihäusig (grosse Brennnessel); Stängel vierkantig, Blätter länglich, lanzettlich bis herzförmig-länglich mit gezacktem Rand und glasartigen, spröden Brennhaaren an der Unterseite. Diese brechen bei Kontakt auf und setzen ein Gemisch aus Ameisen-, Essig- und Buttersäure sowie Histamin und Nesselgift frei, das juckende Rötungen und Quaddeln auf der Haut verursacht; Blüten weiss bis hellviolett, klein, Mai – ca. Oktober. Samen hell- bis dunkelgrün und fast schwarz, an länglichen Rispen

Vorkommen: Oft auf stickstoffhaltigem Boden und in der Nähe von Menschen an Zäunen, Wald- und Wegrändern, Schutthalden und im Ödland.

Inhaltsstoffe: u. a. Nesselgift, Acetylcholin, Histamin, Ameisensäure, Chlorophyll, Gerbstoffe, Vitamin C, Eisen, Kalzium, Aminosäuren, Ballaststoffe, Magnesium, Kalium, Phosphor

Nährwerte:

Nährwert/Vitamin/Mineralstoff/SpurenelementGehalt in 100 gAnteil an der Zufuhrempfehlung lt. DGE* (auf 1% abgerundet)
Energie42 kcal1,6 % (m), 2 % (w)
Kohlenhydrate1,3 g
Fett0,6 g
– davon Omega-3-Fettsäuren0,18 g
– davon Omega-6-Fettsäuren0,17 g
Eiweiß7,3 g12 % (m), 15 % (w)
– davon essenzielle Aminosäuren3 g
Ballaststoffe3,1 g10 %
Vitamin A (Retinol-Äquivalent)0,4 mg47 % (m), 57 % (w)
Vitamin E0,8 mg5 % (m), 6 % (w)
Vitamin B10,2 mg16 % (m), 18 % (w)
Vitamin B20,15 mg10 % (m), 13 % (w)
Vitamin B30,8 mg5 % (m), 6 % (w)
Vitamin B50,3 mg6 %
Vitamin B60,16 mg10 % (m), 11 % (w)
Vitamin C333 mg302 % (m), 350 % (w)
Natrium80 mg5 %
Kalium475 mg11 %
Kalzium713 mg71 %
Magnesium80 mg22 %
Phosphor138 mg19 %
Eisen4,12 mg41 % (m), 27 % (w)
Zink1 mg7 % (m), 11 % (w)
Kupfer0,2420 %
Mangan1,2635 %
Flourid0,082 %
Iodid0,0031,5 %
Inhaltsstoffe Brennnessel

* mittlerer Bedarf der Altersgruppe 25-50, bei Gesunden und ohne Berücksichtigung spezieller Lebensumstände wie Schwangerschaft, Stillzeit, Krankheit oder Medikamenteneinnahme

Heilwirkungen:

Die Brennnessel ist in der Volksmedizin schon lange bekannt und wird dort unter anderem äusserlich bei Lähmungen, Rippenfellentzündungen, Masern und Scharlach angewendet. Die Hauptrolle spielen dabei die Säuren, die bei Berührung der Nesselhaare freigesetzt werden.
Weitaus etablierter ist aber die Verwendung in folgenden Bereichen:

  • Stoffwechselanregung (innerlich)
  • Rheuma und Gicht (innerlich und äusserlich)
  • Galle- und Leberbeschwerden (innerlich)
  • Harnwegserkrankungen (innerlich)
  • Frühjahrs- und Herbstkuren (innerlich)
  • Prostatabeschwerden (innerlich)
  • Ödemen (innerlich)
  • Blutarmut (innerlich)
  • Durchfall (innerlich)
  • Haarausfall und Schuppen (äusserlich)

Meist kommt die Brennnessel dabei als Tee zum Einsatz, aber auch als Nahrungsmittel ist unterstützt sie den Erfolg einer Kur ganz beträchlich.

Rezepte mit Brennnesseln

Brennnesseln punkten nicht nur mit jeder Menge Eisen, Kalzium und Vitamin C, sondern sie sind mit ihrem würzig-vollmundigen Geschmack auch eine ausgezeichnete Küchenzutat.

Tipp: Brennnesseln brennen beim Ernten nicht, wenn du die Blätter nur in eine Richtung anfasst: vom Stiel her kommend in Richtung Spitze. Genau in diese Richtung zeigen nämlich auch die Brennhaare und so, wie du einen Igel instinktiv eher in Wuchsrichtung der Stacheln streicheln würdest, kannst du des dir auch bei der Brennnessel vorstellen. Bist du dir unsicher und möchtest das Brennen auf jeden Fall vermeiden, kannst du ganz einfach mit Gartenhandschuhen arbeiten.

Hier drei Beispiele für leckere Brennnessel-Rezepte: (Bilder folgen, es gibt gerade noch keine frischen Brennnesseln in meiner Gegend)

1. Brennnesselsuppe (für 2 Personen als Vorspeise)

Zutaten:

  • 100 g zarte Brennnesseln
  • 1 Zwiebel
  • 2 TL Olivenöl
  • ½ TL Meersalz
  • frisch gemahlener schwarzer Pfeffer
  • 300 – 400 ml Wasser

Zubereitung:

  1. Olivenöl in einem weiten Topf erhitzen.
  2. Zwiebel würfeln und im Öl unter Rühren glasig dünsten.
  3. Brennnesseln, Wasser, Salz und Pfeffer dazugeben und bei geschlossenem Deckel ca. 5 -10 Minuten sanft köcheln lassen, bis die Brennnesseln weich sind.
  4. Nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken und servieren.

2. Brennnesselsalat (für 2 Personen als Vorspeise)

Brennnesseln roh zu essen ist eine wunderbare Art, um vom enthaltenen Vitamin C zu profitieren.
Nach ein paar Minuten im Dressing brennt das Wildkraut auch nicht mehr und kann bedenkenlos verzehrt werden.

Zutaten:

  • 3 Handvoll Brennnesselblätter und/oder junge Triebspitzen
  • ½ Zwiebel
  • 6 Blätter Kopf- oder anderer Salat
  • ein paar Gänseblümchenblüten
  • 1 EL Apfelessig
  • 1 El Balsamico
  • 2 TL Oliven-, Raps-, Hanf- oder Leinöl (ersatzweise 1/3 einer Avocado)
  • je eine Prise Meersalz, Zucker und frisch gemahlener schwarzen Pfeffer

Zubereitung:

  1. Brennnesseln verlesen und waschen.
  2. Zwiebel in feine Würfel schneiden und kräftig mit Salz, Pfeffer, Essig und Öl oder Avocado mischen.
  3. Brennnesseln in feine Streifen schneiden und gleich mit dem Dressing übergiessen.
  4. Alles gut mischen und ca. 15 Minuten stehenlassen.
  5. Mit Gänseblümchen garnieren und servieren.

3. Brennnesselquiche (für eine Springform von 26 cm)

Tipp: Wer Fett sparen möchte, nimmt zum Anbraten und Dünsten anstelle des Öls einfach etwas Flüssigkeit wie Wasser, Gemüsebrühe oder Pflanzendrink und verwendet Hefeteig anstelle des Mürbteigs. Diesen dann aber maximal 0,5 cm dick in der Form verteilen, da er beim Backen stark aufgeht.


Zutaten:

  • 250 g (Vollkorn)Mehl
  • 100 g Kokosöl (weich, aber nicht flüssig)
  • 5 EL kaltes Wasser (die Vollkornvariante benötigt oft zwei bis drei EL mehr Flüssigkeit)
  • ca. 1 TL Meersalz
  • 300 g Brennnesseln
  • 2 Zwiebeln
  • 1 Zucchetti
  • 2 TL Olivenöl (bei einer Pfanne ohne Antihaft*- oder Keramikbeschichtung 2 EL)
  • 2 Tl Vollrohrzucker oder eine entsprechende Menge eines anderen Süssungsmittels (nur kein Süssstoff)
  • 2 Zehen Knoblauch
  • 250 g Seidentofu
  • Salz, schwarzer Pfeffer, geriebene Muskatnuss
  • Kokosöl und Mehl für die Form

Zubereitung:

  1. Mehl, Kokosöl, Wasser und 1 TL Meersalz zügig miteinander verkneten und mindestens 30 Minuten in einer Box oder in Folie gewickelt im Kühlschrank ruhen lassen.
  2. In der Zwischenzeit die Brennnesseln waschen und verlesen. Einen TL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen.
  3. Die Zwiebeln in feine Ringe schneiden und im heissen Öl mit dem Zucker auf mittlerer Stufe glasig dünsten.
  4. Die Zucchetti schräg in dünne Scheiben schneiden, in die Pfanne geben und bei geschlossenem Deckel eine Minute dünsten. Bei Bedarf etwas Wasser hinzugeben. Dann den Deckel öffenen, die Pfanne vom Herd nehmen und die Zucchetti gut auskühlen lassen.
  5. Die Brennnesseln mit dem restlichen Öl und nach Bedarf ein bis zwei EL Wasser in eine andere Pfanne geben und so lange dünsten, bis sie zusammengefallen sind.
  6. Den Mürbeteig gleichmässig in der gefetteten und bemehlten Form verteilen und einen niedrigen Rand formen. Mit einer Gabel den Boden mehrmals einstechen und die Zucchettischeiben gleichmässig auf dem Quicheboden auslegen. Den Ofen auf 180°C (Umluft; Ober-/Unterhitze 200 °C) vorheizen.
  7. Die Brennnesseln in einer Schüssel mit dem Seidentofu und dem gehackten Knoblauch vermischen, mit Salz, Pfeffer und Muskat pikant abschmecken und ebenfalls in die Form füllen.
  8. Im vorgeheizten Ofen ca. 30 – 35 Minuten backen. Ab 20 Minuten regelmässig im Auge behalten, da der Mürbeteig je nach Dicke schnell braun werden kann.

Wissenswertes:

Brennnesseln gibt es auch als Stoff: Obwohl die Methoden zur Gewinnung von Fasern aus der verbreiteten Pflanze bereits seit seit Jahrtausenden bekannt ist, gerieten diese durch den Aufschwung der Baumwolle in Vergessenheit. Seit den 90er Jahren werden die Qualitäten des Nesselstoffes hierzulande wieder mehr und mehr geschätzt. Er wirkt temperaturausgleichend und ist aufgrund seiner Feinfaserigkeit eine hervorragende Grundlage für Farben, die dann besonders kräftig zur Geltung kommen. Da die Brennnessel sehr robust ist, müssen beim Anbau auch keine oder kaum Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden, was das Material auch für gesundheits- und umweltbewusste Menschen interessant macht.

Die Brennnessel hat es also wirklich verdient, wieder mehr in unseren Fokus zu rücken. Ob als vitaminreicher Brennnnesselsalat, als Frühjahrskur oder als hautschmeichelndes Kleidungsstück: Die Pflanze, die uns schon seit Jahrtausenden begleitet, kann uns auch in der heutigen Zeit noch viel Gutes tun.

* Aufgrund der weiterhin umstrittenen Eigenschaften herkömmlicher, mit Teflon beschichteter Pfannen nutze ich lieber eine Keramik- oder Gusseisenpfanne.

Quellen:
http://www.heilkraeuter-heilpflanzen.de/brennnessel.html, abgerufen am 04.02.22.
Pahlow Mannfried, Max Kronfeldner, Jürgen Schimmitat, Das große Buch der Heilpflanzen, gesund durch die Heilkräfte der Natur, 1979, Neuausgabe 1985, Gräfe und Unzer GmbH, München.
https://heilkraeuter.de/lexikon/b-nessel.htm, abgerufen am 05.02.22.

Johanna Kling

- geboren 1993 in Bad Hindelang (Deutschland)
- Abitur 2011 in Sonthofen (Deutschland)
- Abschluss zur Kauffrau im Gross- und Aussenhandel bei der Metro C&C DE
GmbH Berlin 2013
- Bachelor Sinologie und Philosophie an der LMU München, 2017
- freiberufliche Texterin seit 2018
- Nachhilfe für die Schülerhilfe in Sonthofen 2019 - 2020
- Arbeit im Verkauf in einer SPAR-Filiale bei Baden (AG)
- selbständige Texterin und Lektorin seit 2021

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