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Unsere Urgrosseltern hatten es noch leichter: Wenn es genügend Nahrung gab, dann war diese meist von sehr guter Qualität und kam in den allermeisten Fällen ganz ohne bedenkliche Zusatzstoffe aus.

Heute stehen wir im Supermarkt oft vor einem Dilemma: Woher kommen diese Lebensmittel? Enthalten sie viele Pestizide? Sind sie auch gesund oder sehen sie nur so aus?

Fragen über Fragen, doch auch, wenn unsere heutige Welt weniger transparent ist als noch vor 100 Jahren, gibt es ein paar Anhaltspunkte, die das bewusste Einkaufen erleichtern können.

1. Pestizide reduzieren

Bedenkliche Pflanzenschutzmittel sind mittlerweile zwar bereits fast überall nachweisbar, da sie über Wind und Grundwasser grossflächig verteilt werden können. Trotzdem gibt es nach wie vor Lebensmittel, die deutlich weniger bis fast gar nicht belastet sind. Dazu gehören:

  • Bio-Lebensmittel

Produkte, die ein Bio-Siegel tragen, werden ohne den Einsatz chemisch-synthetischer Spritz- und Düngemittel erzeugt. Stattdessen kommen eine gezielte Nutzung robuster Pflanzenarten, eine bewusste Standortwahl und bewährte Fruchtfolge- Mischkulturtechniken zum Einsatz. Die Vorschriften der einzelnen Siegel (z. B. Bio Suisse, Naturland, Demeter etc. und auch das deutsche Bio-Siegel) gehen teilweise deutlich über die EU-Bio-Anforderungen hinaus. Wer sich genauer über die Kriterien der einzelnen Siegel informieren möchte, kann das ganz einfach auf labelinfo.ch machen.

  • Nachhaltige Siegel

Neben den Bio-Labels gibt es weitere Verbände, die sich um eine nachhaltigere Wirtschaftsweise bemühen. Der bekannteste davon in der Schweiz ist die Schweizerische Vereinigung integriert produzierender Bauern und Bäuerinnen (IP-Suisse), die an ihrem Marienkäfer-Logo leicht zu erkennen ist. In den Volg-Filialen werden die IP-Suisse-Produkte unter der AGRI NATURA Linie verkauft, in der Migros unter „Terra Suisse“. Die Erzeugnisse sind frei von Gentechnik und werden weitestgehend ohne die Nutzung von Pestiziden hergestellt. Für IP-Suisse-Getreide sind Insektizide, Fungizide und chemische Wachstumsfaktoren verboten. Das Fair-for-Life-Siegel schliesst den Einsatz einiger gesundheitsschädlicher Chemikalien aus, während Lebensmittel mit dem Siegel Gebana gänzlich ohne synthetische Pestizide und Dünger produziert werden. Bist du dir nicht sicher, welche Kriterien ein bestimmtes Siegel erfüllt, kannst du es auf labelinfo.ch nachsehen.

  • Beim Bauern des Vertrauens kaufen

Für einige Produzenten sind die Zertifizierungsprozesse, um ein bestimmtes Gütesiegel zu erwerben, zu aufwändig und eine finanzielle Belastung. Das bedeutet: Nur, weil ein Bauernhof nicht ausgezeichnet wurde, kann er trotzdem erstklassige Lebensmittel produzieren, die oft in den Hofläden erhältlich sind. Sprich am besten mit den Inhabern, sieh dir, wenn du darfst, die Produktion an und entdecke so wunderbare Quellen für gute Produkte.

  • Regional und saisonal

Was regional und saisonal erzeugt wurde, schmeckt meist nicht nur besser und enthält mehr Vitamine, sondern muss auch nicht für einen weiten Transport konserviert werden. Ware, die zu ihrer spezifischen Saison angeboten wird, muss zudem meist weniger gespritzt werden. Bekannte Lokal-Siegel findest du bei Manor, im Siegel Miini Region bei Coop und im Label Regio-Garantie.
Was gerade Saison hat, kannst du nicht nur im Hofladen um die Ecke entdecken, sondern dir auch mit den zahlreichen Saisonkalendern ins Gedächtnis rufen, die du online findest. Besonders übersichtlich ist dieser hier von der Website nachhaltig-sein.info.

  • Selbst anbauen

Willst du ganz klar in der Hand haben, was auf und an dein Essen kommt, ist der eigene Garten Gold wert. Verwende am besten samenfestes Saatgut, das ohne den Einsatz von Gentechnik hergestellt wurde und nutze nur biologische Erden und Dünger. So kannst du die Qualität deines Gemüses und deiner Früchte ganz gezielt beeinflussen. Der Vitamingehalt der Pflanzen ist frisch aus dem Beet sowieso unschlagbar und schmecken kannst du den Unterschied natürlich auch. Falls du keinen eigenen Garten, aber einen Balkon oder eine Terrasse hast, kannst du auch dort eine ganze Menge an Essbarem ziehen. Radieschen, Salate, Kräuter, Tomaten, Gurken, Peperoni, Auberginen, verschiedene Beeren und sogar kleine Obstbäume gedeihen hier ebenso gut wie im klassisch auf dem Feld. Auch auf dem Fensterbrett kannst du noch für eigenes frisches Grün sorgen und so mit Petersilie, Lavendel und Co. jedes Essen aufpeppen.

2. Unerwünschte Zusatzstoffe vermeiden

2.1 Transfette

Transfette entstehen, wenn Öle mit einem hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren zu hoch und/oder zu lange erhitzt werden. Ausserdem führt die künstliche Härtung von Fetten ebenfalls zur Bildung von Transfetten.
Der Verzehr dieser Fettgruppe kann zur vermehrten Entstehung von „schlechtem“ Cholesterin führen, welches sich an den Gefässwänden ablagern und so Arteriosklerose hervorrufen kann. Maximal 2,6 Gramm Transfette sollten wir am Tag zu uns nehmen. Das ist gar nicht viel, wenn allein eine kleine Portion Pommes oder ein Gipfeli schon ca. 1 g enthalten können.
Wenn du Transfette in deiner Ernährung reduzieren möchtest, solltest folgende Nahrungsmittel meiden:

  • Chips und Flips
  • Fertiggerichte und Fastfood (Pommes, Pizza, Burger etc.)
  • Kekse, Gipfeli und anderes Süssgebäck
  • Lebensmittel mit (teilweise) gehärtetem und hdyrogenisiertem Pflanzenfett in der Zutatenliste

Zum Braten und Backen eignen sich Kokosöl und -fett sowie natives Olivenöl besser als andere kaltgepresste Pflanzenöle.

2.2 Citronensäure/Zitronensäure (E330)

Dieser Stoff wird oft genutzt, um den pH-Wert von verarbeiteten Lebensmitteln im sauren Bereich zu halten. Damit wird deren Haltbarkeit verbessert. Mit der natürlichen Säure aus Zitronen hat die dort verwendete Zitronensäure aber nichts mehr zu tun. Stattdessen wird sie künstlich im Labor hergestellt, unter Verwendung des oftmals gentechnisch manipulierten Schimmelpilzes Aspergillus Niger. Die Säure kann die Zähne schädigen, den Magen irritieren und steht unter Verdacht, die Aufnahme und Anreicherung von Aluminium im Körper zu fördern sowie Schäden durch freie Radikale zu begünstigen. Etikettenlesen lohnt sich also auch in diesem Fall. Oft gibt es bei Fruchtsäften, Konfitüren, Ketchup und Konserven ausreichend Alternativen ohne diesen kritischen Zusatz.

2.3 BPA

Viele Lebensmittel, aber auch manche Kassenzettel und Kunststoffprodukte sind mit BPA belastet, einem hormonwirksamen Stoff, der neben Entwicklungs- und Verhaltensstörungen auch mit Unfruchtbarkeit und Krebs in Verbindung gebracht wird. Auch BPS ist in diesem Zusammenhang kritisch zu sehen. BPA und BPS kommen häufig in Kunststoffverpackungen, aber auch in der inneren Schicht von Konserven vor. Um BPA und BPS zu vermeiden, kannst du darauf achten, so viel wie möglich frisch und unverpackt zu kaufen und keine Lebensmittel in Plastikverpackungen oder -behältern zu erhitzen. Auch bei Saft macht es Sinn, wann immer möglich, auf Produkte in Glasflaschen zurückzugreifen.

2.4 Konservierungsstoffe

Um Lebensmittel länger haltbar zu machen, werden neben Zucker, Salz, Essig und Wärme oft zusätzliche Konservierungsstoffe eingesetzt. Diese können allerdings auch einen negativen Effekt auf die wichtigen Bakterien in unserem Darm haben, die, wie wir mittlerweile wissen, einen entscheidenden Einfluss auf unsere Gesundheit haben. So können beispielweise Sulfide zudem den Gehalt an Vitamin B1 im Körper reduzieren und schwere Allergien auslösen, die gerade für Asthmatiker problematisch sein können. Natamycin wird eigentlich als Mittel gegen Hautpilze verwendet. Die Aufnahme über Nahrungsmittel wie Wurst- und Käsewaren kann daher zu einer Resistenz einiger Keime führen. Nitrite in Fleisch und Wurst können zum einen den Sauerstofftransport im Blut behindern und bilden zum anderen bei der Erhitzung über 130° C gefährliche Nitrosamine, die die DNA schädigen können. Benzosesäure und ihre Salze werden verdächtigt, das Nervensystem zu beeinflussen sowie zu Verdauungsproblemen und Krämpfen führen zu können.
Eine ausführliche Liste bedenklicher Zusatzstoffe findest du hier https://utopia.de/ratgeber/konservierungsstoffe-diese-sind-bedenklich/.

2.5 Farbstoffe

Sogenannte Azofarbstoffe wurden bereits in Zusammenhang mit Aufmerksamkeitsstörungen und Hyperaktivität bei Kindern gebracht. E 102 (Tartrazin), E 110 (Gelborange) , E 122 (Azorubin) , E 124 (Cochenillerot A) und E 129 (Allurarot) und E104 (Chinolingelb) müssen in der EU aus eben diesen Gründen gekennzeichnet werden. Weitere Azofarbstoffe sind E 123 (Amaranth), E 151 (Brilliantschwarz PN), E 154 (Braun FK), E 155 (Braun HT) und E 180 (Litholrubin BK). Neben als möglicherweise gefährlich einzustufenden Farbstoffen gibt es auch solche, die ohne Bedenken verzehrt werden können: Riboflavin, Betain oder Chlorophyll sind Natursubstanzen, die ursprünglich Obst und Gemüse einfärben und teilweise auch in Lebensmitteln verwendet werden.

2.6 Künstliche Süssstoffe

Süssstoffe aus dem Labor sind definitiv nicht unbedenklich. So wurde z. B. ein Zusammenhang zwischen einer nachteiligen Veränderung der Darmflora und dem Konsum synthetischer Süssstoffe hergestellt. Eine weitere Folge war ein gestörter Glucosestoffwechsel, was nicht nur zu Übergewicht, sondern auch zu Diabetes beitragen kann. Künstliche Süssstoffe sind Acesulfam, Advantam, Aspartam, Aspartam-Acesulfam-Salz, Cyclamat, Neohesperidin DC, Neotam, Saccharin, Sucralose und Thaumatin. Durch den extrem hohen Verarbeitungsgrad und einer möglichen negativen Wirkung auf die Leber sollten auch Steviolglycoside (Stevia) mit Bedacht genutzt werden. Für heisse Getränke eignen sich auch hervorragend die ganzen getrockneten Blätter, die du über einige Kräuterhändler beziehen kannst. Aber Achtung: Sparsam dosieren, ein halbes Blatt reicht meist für eine Tasse Tee.

3. Auf Frische achten

Schlapper Salat und welke Kräuter enthalten zwar noch gesunde pflanzliche Farb- und Ballastoffe sowie Mineralien, einige der Vitamine und Antioxidantien sind zu diesem Zeitpunkt allerdings schon verloren gegangen. Supermärkte mit einem hohen Warenumschlag, Wochen- und Bauernmärkte, der eigene Garten sowie Hofläden sind daher ideale Bezugsquellen, wenn es um maximalen Vitamingehalt geht. Natürlich haben aber auch weiche Rüebli oder mürbe Äpfel noch ihre Berechtigung, solange dein Speisezettel nicht nur aus diesen besteht. Gealtertes Wurzelgemüse liefert, in Suppen und Eintöpfen mitgekocht, immer noch eine Menge Geschmack und Kompott aus überreifem heimischen Obst ist eine köstliche Süssspeise.

4. Im Voraus planen

Manche Lebensmittel sind im Gegensatz zu Salat und Co. erst nach einer bestimmten Lagerzeit vollends geniessbar und oft gesünder als im unreifen Zustand. Dazu gehören die meisten exotischen Früchte wie Bananen, Mangos, Avocados, Ananas, Melonen und Kiwis.
Auch, wenn oft verbreitet wird, dass einige davon, wie z. B. Ananas oder Melonen, nicht mehr nachreifen, habe ich oft die gegenteilige Erfahrung gemacht. Ananas sind nach ein paar Tagen kopfüber in einer Papiertüte gelagert durch und durch süss und auch Melonen tun ein paar Tage Lagerung geschmacklich oft gut. Wird Obst unreif gegessen, kann das erstens Magenprobleme geben, die Zähne können durch die Säure Schaden nehmen und schmecken tut es meist auch nicht besonders.
Ein wenig vorausschauend einzukaufen, ist hier das Geheimnis und ein gewisser Obstvorrat zu Hause führt auch dazu, dass du mehr davon isst. Eine Win-Win-Situation also :-). Bei Nudeln, Linsen, Reis und Co. lohnt sich ein gewisser Grundstock zu Hause ebenfalls. Nicht, dass diese Lebensmittel noch reifen müssten, aber so musst du nicht wegen jedem Mittagessen erneut losziehen.

Mit diesem Hintergrundwissen wird es dir in Zukunft leichter fallen, beim Einkaufen einen guten Griff zu tun und wirklich gesunde und schmackhafte Lebensmittel auszusuchen. Viel Freude dabei! 🙂





Johanna Kling

- geboren 1993 in Bad Hindelang (Deutschland)
- Abitur 2011 in Sonthofen (Deutschland)
- Abschluss zur Kauffrau im Gross- und Aussenhandel bei der Metro C&C DE
GmbH Berlin 2013
- Bachelor Sinologie und Philosophie an der LMU München, 2017
- freiberufliche Texterin seit 2018
- Nachhilfe für die Schülerhilfe in Sonthofen 2019 - 2020
- Arbeit im Verkauf in einer SPAR-Filiale bei Baden (AG)
- selbständige Texterin und Lektorin seit 2021

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